Namibia Jugendfilmprojekt

Ein Gespräch mit Sarah Sandring über die Entstehung von OMEVA / Auszug DVD-Booklet

 


OMEVA – Wasser (BGR, 45 min, 2016)


Frau Sandring, namibische und deutsche Filmemacher und Regierungsinstitutionen, die zusammen mit Jugendlichen im ländlichen Namibia einen Film machen – was für eine ungewöhnliche Kombination. Erzählen Sie mehr über den Hintergrund dieses Projektes.

Sie haben Recht, diese Konstellationen sind noch immer selten. Ich selbst arbeite jedoch oft in gemeinschaftlichen Projekten, die Menschen vor Ort einladen, ihre eigenen Geschichten zu erzählen. Als Dokumentarfilmerin und Fotografin liebe ich die Direktheit dieser Kooperationen. Vor allem Kinder und Jugendliche sind oft gute Beobachter ihrer Umgebung und mutiger über kritische Dinge zu sprechen.

Die Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe (BGR) kam auf mich zu, weil sie ein Dokumentarfilmprojekt mit Jugendlichen im Norden Namibias machen wollte. Die BGR arbeitet seit Jahren in diesem Dürregebiet. Sie erforscht dort eine tiefe Grundwasserschicht und unterstützt namibische Kollegen dabei die Bevölkerung für einen schonenderen Wasserverbrauch zu sensibilisieren.

Ich fand ihren Ansatz sehr gut, sich mit EcoKids Namibia und namibischen Ministerien zusammenzuschließen, um gemeinsam mit Jugendlichen aus dieser Region einen Film über die Bedeutung von Wasser in ihrem Leben zu machen. – Eine Chance für einen sinnvollen Austausch und eine spannende künstlerisch-dokumentarische Zusammenarbeit. Solch ein Projekt braucht starke Partner vor Ort. Wir konnten die namibische Regisseurin Oshosheni Hiveluah dafür gewinnen. Gemeinsam mit ihr und dem Toningenieur Silvanus Amaambo wurde der Workshop und die Produktion von OMEVA realisiert.

OMEVA entstand im Rahmen eines Jugendfilmprojektes, doch der Film sieht aus, als wäre er von erfahrenen Filmemachern gemacht. Wie kommt das?

Um diese Frage zu beantworten, müssen wir uns anschauen, wie das Filmprojekt strukturiert war. Die BGR wollte ein Filmtraining für Jugendliche ermöglichen, jedoch gleichzeitig ein qualitativ hochwertiges Produkt zum Thema Wasser in ihrer Heimatregion erstellen. Wir hatten einen Zeitrahmen von dreieinhalb Wochen, um mit den jungen Menschen zu arbeiten und den Film zu machen. Dieser enge Rahmen war sowohl eine Herausforderung als auch eine Chance. Aber es hat geklappt!

Das Projekt war in zwei Phasen unterteilt. Die erste Woche bestand aus intensivem Filmtraining: Lernen, die eigene Sicht auf die Dinge zu respektieren, die Welt in einem Rahmen zu sehen, eine Geschichte durch Bilder zu erzählen, die Videotechnik erlernen, in einem Filmteam zu arbeiten usw. Diese erste Woche kulminierte in der Erstellung von fünf kurzen Porträtfilmen über jeden der Workshopteilnehmer. Es war ein intensives Sausen durch alle Aspekte des Filmemachens und die Kinder haben ihre ersten Filme mit Bravur gemeistert. Sie taten dies allein und rotierten dabei durch alle Crew-Positionen.

Basierend auf dieser Erfahrung begannen wir das Hauptfilmprojekt „Wasser“, für das die Teampositionen von uns bestimmt wurden. Wir arbeiteten in Jugend-Erwachsenen-Teams, in denen die jungen Filmemacher einerseits die Chance hatten, Fachleute bei der Arbeit zu beobachten und andererseits in entspannteren Situationen selbst zu übernehmen. Das hat gut geklappt: Lernerfahrung und gleichzeitig Teilhabe.

Vor allem haben die Teilnehmer jedoch ihre eigenen Erfahrungen mit Wasserknappheit in den Entstehungsprozess eingebracht. Der Workshop beinhaltete viel autobiographisches Schreiben. Die Teilnehmer ergründeten Geschichten in ihren Familien, recherchierten traditionelles Wissen und Oshivambo-Sprichwörter, von denen es viele gibt. Basierend auf diesen Ergebnissen, schrieb die Teilnehmerin Ndilipomwene Haimbodi (14 Jahre), gemeinsam mit Oshosheni Hiveluah, den Erzählertext des Films. Dieses Zusammenspiel von Erfahrungen und Talenten und die warmherzige Beziehung zu unseren Protagonisten prägen das Gefühl von Direktheit, das der Film vermittelt.

Warum sind Community-Kunst-Projekte wie OMEVA wichtig und wie wird der Film verwendet?

OMEVA soll dafür genutzt werden, Diskussionen über Wasser anzustoßen, in Namibia und international – auf Filmfestivals, lokalen Vorführungen, Konferenzen etc. Es ist ein komplexer Film, der zeigt, dass es keine einfachen Antworten gibt – eine gute Gesprächsgrundlage.

Projekte, die gemeinsam mit Menschen vor Ort entstehen, haben unheimliches Potential uns einander näherzubringen – über Kontinente hinweg. Kunst und Medien bieten viele Möglichkeiten Kontakt aufzunehmen, auf einer menschlichen und gefühlvollen Ebene. Die Leute vor Ort sind Experten für ihr Land, für Pflanzen und Tiere, für ihre Geschichte, Kultur und Bedürfnisse. Im Fall von OMEVA können namibische Zuschauer und Menschen außerhalb Namibias viel durch die Perspektive unserer jungen Filmemacher und der Protagonisten lernen.

Die BGR schuf mit diesem Projekt ein schönes Beispiel dafür, wie Kommunikation über technische Zusammenarbeit auch ganz anders laufen kann. EcoKids Namibia wird unsere fünf jungen Filmemacher unterstützen das Filmemachen fortzusetzen, wenn sie das gern möchten.


Bundesanstalt für Geowissenschaft und Rohstoffe (BGR)
Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ)
EcoKids Namibia